Seepferdchen und Schwimmabzeichen Bronze können jetzt bei sechs Terminen nachgeholt werden.

Wer ein Seepferdchen oder ein Schwimmabzeichen an Badehose oder Badeanzug hat, verdankt dem vorangegangenen Kurs womöglich sein Leben, wenn es drauf ankommt. 25 Kinder starben 2019 bundesweit durch Ertrinken. Über 70 Prozent der Schwimmabzeichen konnten coronabedingt deutschlandweit nicht gemacht werden, das sind über 100 000 Kinder, die nicht aus- oder weitergebildet worden sind. Michael Plaumann, der Vorsitzende der Ortsgrupe Spaichingen-Aldingen, schätzt, dass es fünf bis zehn Jahre dauern könnte, um diese Defizite im lokalen Einzugsbereich wieder aufzuholen. „Es ist ein Riesenstau entstanden“. Jetzt geht das Aufholen mit einer Sommerkampagne“ los.

Allerdings geht es jetzt vor allem darum, Kinder, die bereits schwimmen können, „sattelfest“ zu machen, und zwar in eineinhalbstündigen Kursen in Freibad samt Abnahme des Seepferdchens oder des Schwimmabzeichens Bronze. Dabei wird erst geübt und dann auch die Theorie vermittelt und abgefragt: „Baderegeln kennen, gehört natürlich dazu“, sagt Plaumann.

Die DLRG selbst müht sich nach Kräften, die eigenen Rettungsschwimmer-Abzeichen aufzufrischen. Denn auch die sind ja brach gelegen. Dazu waren die Retter am Samstagmorgen im Freibad und haben trainiert. Bei 20 Grad Wassertemperatur. Denn vom benachbarten Unternehmen, das die Wärme liefert, werde nur die Grundtemperatur von 18, 19 Grad geliefert, die zusätzliche Wärme komme von Solaranlagen, sagt Bauamtsleiter Benedikt Schmid auf unsere Anfrage. Diese Temperatur liege aktuell bei 24 bis 25 Grad, so Bürgermeister Hugger.

Wenn frühmorgens das Wasser noch kalt sei, könne man im Freibad keine Kurse mit den Kleinen machen. Samstagnachmittags oder -abends, wenn sich das Wasser tagsüber aufgeheizt hat, ist es nicht möglich, weil bei Hochbetrieb viel zu viel Unruhe um die kleinen, lernenden Kinder wäre.

Trotzdem versucht die DLRG, Schwimmkurse aufzuholen, gerade auch für die kleinen Schüler, sagt Plaumann. Bisher durften die Erstklässler der Schillerschule im Bad der Rupert-Mayer-Schule im Rahmen des Zeitkontingents der DLRG schwimmen lernen. Das geht ab September dann im Schulschwimmen im nagelneuen Lehrschwimmbecken.

„Schwimmen kann man da lernen“, sagt Plaumann, „aber die Abzeichen abnehmen nicht. Denn das Wasser ist zu niedrig. Zum Abzeichen gehören nämlich auch Sprünge von der Seite ins Wasser und das sei bei den 1,35 Meter an der tiefsten Stelle nicht ohne Gefahr möglich“, sagt Plaumann. Aber hätte man das bei der Planung nicht berücksichtigen können?

„Ich wurde überhaupt nicht gefragt“, sagt Plaumann. Er sei nur einmal bei einer Fraktionsbesprechung unter Leitung des früheren Bürgermeisters dabei, bei der aber nicht alle Fraktionen anwesend gewesen wären. Aber die Planung sei da schon fertig gewesen.

Auch wenn die Kinder in der Coronazeit irgendwie schwimmen gelernt haben, „die Übung fehlt ihnen trotzdem“, sagt Plaumann. Er hofft, dass mit der Kampagne und darüber hinaus, das Defizit möglichst schnell wieder aufgefangen wird. Dann können auch die Kleinsten der Schillerschule, die immer mit Begeisterung beim jährlichen 24-Stunden-Schwimmen in Aldingen mitgemacht haben, auch wieder loslegen. „Die haben dort immerhin 300 bis 500 Meter geschafft, die kleinen Hüpfer.“

Anmeldung geht unter der Homepage spaichingen-aldingen.dlrg.de. Dort wird am Freitag der Button „Sommerkampagne“ installiert. Dieser führt direkt zur Anmeldung.